Betreff: Willkommen in unserem schönen Land

Von: Bank der Kuenste

Datum: Thu, 25 Sep 2003 14:47:12 +0200

An: bank_der_kuenste@domeus.de


An alle, die nach einer der vielen Sendungen letzten Sonntag, die scheinbar komplettamundo von Ulrich Deppendorf unterwandert sind, zugezogen sind:

Sie befinden sich in einem freien Land! Hier herrscht Demokratie. Keine Lederhosendiktatur. Wir haben eine Opposition. Keiner trifft hier Entscheidungen allein oder in irgendsoeinem Hinterzimmer, wie bei den greizdeifel-Einheitspartei-Kommunisten-PDS-Stasi-Spitzeln. Unsere Weißwürscht sind immernoch schwarz wie eh und je - mal abgesehen von der braunen Phase, mit der wir nichts zu tun hatten - naja weiß blau könntens no sein. Aber bestimmt net rot. Die Zörriwürstchen sollen die nur selber Fressen, diese Nichtsnutze, Bundesratsblockierer die! Achnee halt, des war früher. Trotzdem! Saupack!
 

Aber so eine Zweidrittelmehrheit ist doch durchaus kleidsam. Was man damit nicht alles machen könnte. Verfassungsänderungen noch und nöcher. Diäten nur für angehörige der richtigen Partei. Und welche des is, darf irgendsoein Staatssekretär entscheiden. Tja, welcher der nur angehören wird... Und daß es nicht so auffällt: Landtagswahlen alle halbe Stunde. Da werden se sich freuen. Nützt aber nix, weil wir im selben Aufwasch dafür sorgen werden, daß die Uhren in Bayern wieder anders gehen!

 

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Nun ist auch der letzte Rest des lieben naturvölkchens aus dem Voralpenland aus der Verfassung getilgt! Zeit wirds. Die wissen ja alle nicht, was sie da angekreuzt haben. "Oh, Menschenwürde, ham wir des noch nicht? Schlimmschlimm! JAAAAA! Ich will." Zack. Schon passiert. Und was wurde gelöscht, deswegen? "Keine Ahnung."

Die Würde der PERSÖNLICHKEIT ist unantastbar. Naja, mit der neuen Version sind wir sicherer. Falls jetzt plötzlich ein Affe eine Persönlichkeit entwickeln würde, können wir ihn absofort (wie es ja eigentlich schon früher gedacht war) mit einer Banane erschießen. Oder falls eine Hauskatze First Lady werden will, können wir sie in Salbeitee ertränken. Damals hat man einfach nicht gedacht, daß Persönlichkeit so ein schwammiger Begriff ist. Aber mit der modernen Forschung... da mußte einfach nachgebessert werden.

Stellen sie sich vor, ein Stottergreis mit fortgesetzter Gehirnbleiche möchte Ministerpräsident werden und ein schnapsnasiger Windpockenfall mit notorischer Unbemerktheit hält sich für den, der das verhindern soll. Wo bleiben denn die Gebirgsjäger?

 

blablabla

 

gez. Don Edmundo

Maximo Lider

 

 

Also, entschuldigung, ich kann nicht mehr. Ich habs versucht, mich hier ordentlich zurückzumelden, aber konnte, anders als es der Leser von mir gewöhnt ist, nur Nonsens produzieren. Ich möchte mich hiermit entschuldigen und lieber aus einem Buch zitieren, das ich jüngst gelesen habe:

 

"Er streckte uns zwei Gläser hin. Wir wussten nicht, was darin war, aber das eine war mit schwarzen, das andere mit cremig weißen Klumpen gefüllt. 'Das ist gekochter Reis. Ich habe ihn vor einem Monat gekocht[...].'"

 

Diese Szene bildet den Wendepunkt in diesem Buch das sich durchaus als wissenschaftlich betrachtet und das ich sehr schätze (auch wenn das in meiner Stellenauswahl und mit meinem leicht ironischen Unterton - der sich aber vielleicht erst dann ergibt, wenn ich mir den Text selbst vorlese, ich kann das jetzt nicht herausfinden empfinde ihn aber als störend - nicht so rüberkommt). Denn mit diesem gekochten Reis rutscht der Versuch, der vorher in den bestmöglichen Bedingungen eines Labors stattfinden musste, auf ein simpleres Level, sodaß jeder Leser ihn zu Hause nachmachen kann.

 

Falls ich mich beim nächsten mal noch dran erinnern kann, daß ich ein Buch vorstellen wollte, welches Buch das war und, um was es ging, werde ich es dann fortsetzen.

 

Ich möchte mich herzlich dafür bedanken, daß ich trotz meines planmäßigen Ausscheidens aus der einzigen Bildungseinrichtung, in der ich neun meiner ersten neunzehn Lebensjahre verbracht habe (in einer anderen war ich sechzehn, in einer dritten vier), noch als Hilfsmittel herangezogen werde, um die Jugend einen höheren Bildungsstand erreichen zu lassen. Ich stehe gerne weiterhin hierfür zur Verfügung. Vielen Dank, Frau Prof. Frankenstein-Jesus Karstens (Name wurde zum Schutz der Person geändert)!

Ich befinde mich im Besitz einer wunderschönen, dennoch knappen und kurzweiligen Zusammenfassung des Buches (des ganzen natürlich auch) und bin selbverständlich gerne bereit, ihnen diese auf Wunsch zukommen zu lassen.

 

 

Dieses Pot-Püree möchte ich nun mit meiner Lieblinsfrage aus dem Alkoholismus-Fragebogen des amerikanischen Psychiaters Elvin Morton Jelineck ausklingen lassen. Sie entstammt der Kategorie "In einer chronischen Phase befinden Sie sich, wenn Sie folgende Fragen mit JA beantworten müssen" und trägt die Ordnungszahl drei:

 

"Trinken Sie gelegentlich technische Alkoholprodukte (Haarwasser oder Brennspiritus)?"

 

 

In diesem Sinne

 

psycho, unumstrittener Umstreiter